Es kann nur noch besser werden“, gestand gleich zu Beginn des „Siebener-Musicals“  Friedemann Lutz. Hatte er doch tatsächlich zwei ganz wichtige Bühnenkünstler im Programm vergessen. Zum einen Laura Metzger, die künstliche Nachtigall, zum anderen Dustin Marschall den Vorstandsvorsitzenden, der im  Stück eine ziemlich anspruchsvolle Rolle einnahm.

„Ich nehm’s voll auf meine Kappe“, so Lutz. Und weil bekanntlich nur die Fehler machen können, die überhaupt etwas machen, nahm es dem Musiklehrer keiner krumm. Und: es wurde besser. Zu mehr als 100 Prozent. Bühnenbild, Bühnenkünstler, Band und Handlung entführten die Zuschauer kurzerhand ins Land der aufgehenden Sonne. Mitten in den kaiserlichen Palast von China.

Umgeben von silbernen Springbrunnen, goldenen Bänken, prächtigen Fischteichen und bunten Blumen. Dazu ein Hofstaat, der nahezu jeden Wunsch von den Lippen abliest, Gärtner die jeden einzelnen Grashalm mit der Nagelschere schneiden und gegen die Sonne kehren.

Paradiesisches Leben

Nichts schien der Kaiserin im paradiesischen Leben zu fehlen, bis sie den zarten Laut der Nachtigall wahrnahm. „Bringt mir den Vogel, sonst bekommt ihr auf den Leib getrampelt“, so die Kaiserin (Jule Ulmer). Haushofmeister (Lasse Notz) und auch die Minister (Lilly Hamer, Anton Podolnyj, sowie Dimitri Rempel) sahen sich zunächst vor einem offensichtlich unlösbaren Problem. Wäre nicht Hofkoch Mouli-Nechs (Luis Burkhardt) gewesen, der Gemüse hasst und Fischstäbchen so sehr liebt, dass er ihnen sogar Namen gibt und mit ihnen spricht, hätte es wohl nicht gut ausgesehen für den kaiserlichen Hofstaat.

In den schönsten Tönen trällerte sich die unscheinbare Nachtigall so nicht nur in die Herzen der Kaiserin, sondern auch ins Publikum. Ein verbaler Wettstreit zwischen China und Japan brachte dann beim Besuch der Kaiserin von Japan, die mit einer ganzen Armee Soldaten aufmarschierte, eine ganz besondere Würze in den Klassiker von Hans Christian Andersen, welcher durch Andreas Schmittberger zum peppigen Schülermusical umgeschrieben wurde. Ein ganz besonderes Geschenk der Japaner, eine falsche, polylinguale, aufziehbare Nachtigall (Laura Metzger) sollte künftig für Unterhaltung im Palast sorgen.

Schwarzwald wird aufgekauft

Für den Vorstandsvorsitzenden (Dustin Marschall) die Erfindung schlechthin. Selbstsicher schwärmte der Toyota liebende Überzeugungskünstler auch von der Mission der Zukunft, in welcher der Schwarzwald von den Japanern aufgekauft und abgeholzt wird, um Plastikbäume aufzustellen, auf deren Baumspitzen in Polen hergestellte Kuckucksuhren für Stimmung sorgen sollen.

Spätestens bei diesen Szenen schweißten sich die zunächst „vergessenen“ Darsteller mit allergrößtem Respekt ins Gedächtnis der begeisterten Zuschauer ein. Wie wertvoll die Stimme der wahren Nachtigall sein kann, erfuhr die Kaiserin allerdings erst auf dem Sterbebett, nachdem ihr selbst die Ärzte (Milian Bauder, Elija Fetzer und Lilli Kächele) nicht mehr helfen konnten.

Mit kalter Hand wurde sie bereits vom Tod (Dominik Bugakov) ergriffen. Schaffte es aber dennoch mit aller Kraft am Leben zu bleiben, um dem süßen Gesang der natürlichen Nachtigall (Charlotte Wurster) zu lauschen. Fast zu spät erkannte die Kaiserin, die wahren und wichtigen Begebenheiten des Lebens, sowie die wertvollen Menschen in ihrem kaiserlichen Umfeld. So konnten die Zuschauer mit einem Happy End nach Hause geschickt werden.

Augenzwinkernder Humor

Ein gelungenes Stück, welches den Siebtklässlern der Gustav-Mesmer-Realschule auf den Leib geschrieben war. Ein Stück, das mit augenzwinkerndem Humor nicht geizte, in manchen Szenen zum Nachdenken anregte und so auf jeden Fall verbal und klangvoll begeisterte.

Ganz großes Lob  vom Publikum gab es auch für die Band, die dem Stück mit teils rockigen, poppigen und äußerst melodischen Elementen das gewisse Etwas verlieh. Verantwortlich für die Regie, Friedemann Lutz, Florian Fischer und Regina Grohmann-Komizo, wobei sich Friedemann Lutz für den musikalischen Part, Florian Fischer für die Kulisse und die Technik und Regina Grohmann-Komizo für die fernöstlichen Kostüme verantwortlich zeigte.

Nicht zu vergessen die Souffleuse Isabell Eberhardt, die den Bühnenakteuren von der ersten Reihe aus Sicherheit gab.

Von Sabine Zeller-Rausche, Alb - Bote

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