Lesen kann bedeuten, „sich eine eigene Welt aufzubauen“, „der Fantasie freien Lauf zu lassen“, „Ruhe und Entspannung zu finden“ oder „Spannung und Geborgenheit zu erleben, die einen ans Buch fesseln“: Diese und noch mehr Empfindungen hielten  Schülerinnen der Gustav-Mesmer-Realschule (GMR) gestern Vormittag im Aufbau-Workshop der Stiftung Lesen unter Leitung von Mechthild Goetze-Hillebrand fest. Insgesamt 13 Schülerinnen und Schüler der Klassen sieben bis zehn gehören dem Team an, das die schuleigene Bücherei mit ihren rund 2000 Medien managt – unter Regie seit nunmehr 20 Jahren von Regina Grohmann-Komizo, der seit fünf Jahren Stefanie Fischer zur Seite steht. Neben der Pflege des mittlerweile digital erfassten Bestands gehört die Beratung der Schüler genauso dazu wie die Regelung der Öffnungszeiten in jeder großen Pause.

Vor drei Jahren hat sich die GMR für die Aufnahme ins Programm „Lesescouts“ der Stiftung Lesen beworben und wurde angenommen. Nach einem Grundlagenworkshop für alle interessierten Schüler folgte ein weiterer Workshop für diejenigen, die weitermachen wollten. Der gestrige Aufbauworkshop widmete sich den Themen „Präsentation von Büchern“ sowie „Lesen in Bewegung“. Ziel der Stiftung ist es, Kinder, die mit Büchern nicht viel anfangen können, durch Empfehlungen anderer junger Leute dennoch ans Lesen heranzuführen. Heute fehlt laut Goetze-Hillebrand im Elternhaus oft die Zeit zum Vorlesen. Das aber sei das beste Mittel, um bei Kindern die Neugierde auf Bücher zu wecken.

„Das Lesen genießt hier an der Schule einen hohen Stellenwert“, freute sich Goetze-Hillebrand. Keine Selbstverständlichkeit. „AG’s für Theater oder Musik gibt es oft, nicht aber fürs Lesen“, gab sie zu bedenken. Die Lesescouts sollen Gleichaltrigen bestimmte Bücher aus ihrer ganz persönlichen Sicht heraus ans Herz legen. „Eine Möglichkeit dazu ist beispielsweise ein Schaukasten“. Ideal wäre dieser gerade auch für die GMR, um effektiver für die im Obergeschoss gelegene Bücherei zu werben. Und für Buchtipps: „Es ist wichtig, ehrliche Anmerkungen zu machen und im Tipp zu schreiben, warum das vorgestellte Buch gelesen werden sollte“. Goetze-Hillebrand empfahl auch, Dinge zu zeigen, die zum Inhalt des Buches passen – das könnte beispielsweise eine alte Türklinke sein. Wichtig sei Abwechslung und nach Möglichkeit der Bezug auf aktuelle Themen. „Das macht natürlich Arbeit“. Für Aufmerksamkeit sorgt ihr zufolge auch ein Motto, wie etwa „Die Fantasie frei lassen“.

Was bedeutet die Mitarbeit im Büchereiteam den Schülerinnen? „Mir macht es Spaß, andere zum Lesen zu ermutigen“, verriet Joel Schwenkedel (7b) und ihre Klassenkameradin Rinesa Osmani mag es, wenn Mitschüler kommen und sie ihnen erklären kann, wie die Bücherei funktioniert. Der Zehntklässlerin Pia Schweizer  macht es „Spaß, die Arbeit hier zu organisieren“ während Dayna Diemand „gern mit den Leuten arbeitet“ und sich freut, wenn Mitschüler da sind und ihr Fragen zu Büchern stellen.

Quelle von Text und Foto: Ralf Ott, Alb-Bote